BILDERSERIE “ENTFALTEN“
Der Ausgangspunkt ist die Figur. Die Fragen, welche mich beschäftigen betreffen die verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung: „Was sehe ich wirklich am Gegenüber?“
Wir alle sind ständig umgeben von „Bildern“, unser Sehen ist dadurch geprägt. Doch das menschliche Auge nimmt nicht alles in einem Moment an dem Gegenüber wahr. Während die Photographie jeden Teil des Körpers gleichzeitig scharf stellen kann, ist das Auge im Vergleich dazu eher punktuell abtastend.
Parallel dazu gibt es auch eine Wahrnehmung über das Sehen hinaus. So kann man einen unbekannten Menschen in wenigen Sekunden einschätzen, einen Gesamteindruck, sogar ein erstes Psychogramm erstellen, denn unser Körper spiegelt das Innenleben eines Jeden wider.
Zudem gehört zu jeder Existenz Bewegung und Veränderung. Die Erinnerung an den vorherigen, vergangenen Moment verbindet unser Gehirn mit dem Gegenwärtigen. So ist in dem Erleben einer Person auch seine Fragilität und Vergänglichkeit spürbar.
Unser Leben besteht aus flüchtigen Momenten, alles bewegt und verändert sich ständig. Wir sind vergänglich und jeder Moment ist ephemer und Beständigkeit kommt nur daher, dass wir diesen Moment mit unserem Geist festhalten und uns an das Vergangene erinnern können. Doch das Sein, die Existenz ist genau dieses Ungenaue und Undefinierbare. Personen sind mehr als nur das Offensichtliche und dies versuche ich in meinen Bildern bewusst darzustellen.
Dabei beschränke ich mich bewusst auf eine einzelne Figur. Denn der Betrachter soll keine Geschichte erzählt bekommen und auch nicht von sich selbst abgelenkt sein, sondern direkt mit sich selbst konfrontiert werden – vergleichbar mit einer Spiegelung.
„Das entschieden Charakteristische dieser Welt ist ihre Vergänglichkeit“ Franz Kafka
Regina Nieke, 2017
© Regina Nieke / reginanieke@mail.com